Ehrenliga: Emotionen
Kategorie: Ehrenliga2.9.2011, Fürstenried: FC Schwabing - MTV München 1:3 (0:1)
Wir sind es heute gewohnt, ...
... als erstes Google und Wikipedia zu bemühen, wenn wir einen Einstieg zu einem Sachthema suchen. Entsprechend wollte ich vorgehen, als ich für den Bericht über das Spiel der Schwabinger Ehrenligisten gegen den MTV München Hintergrundwissen über Emotionen suchte. Denn von Emotionen muss ich berichten.
Stunden später lade ich jeden Leser ein, sich zu diesem Thema selbst an den genannten Quellen zu versuchen. Soviel sei verraten: Einfach ist es nicht. So doziert Wikipedia: “Die Emotion ist ein komplexer Prozess, der auf verschiedenen psychischen / seelischen Funktionsebenen abläuft (...)“ und dann ist umfangreich von Stimmungen, Affekten und Gefühlen (lustigerweise auch von Ballgefühl), von dispositiv, affektiv bzw. kognitiv und vielen anderen beeindruckenden Begriffen die Rede.
Irgendwann habe ich es aufgegeben. Schließlich will ich von einem Fußballspiel erzählen und keinen Doktortitel erwerben. Laienhaft zusammengefasst: Emotion sind uns von Natur gegeben. Sie sind weder gut noch schlecht, sondern sie helfen uns, unser Leben zu meistern. Sie sind individuell und sie betreffen den ganzen Körper.
Beginnen wir mit dem Ballgefühl: Das Schöne daran ist, dass jeder sein eigenes hat. Wie gesagt ist es an sich zunächst wertneutral. Die unterschiedliche Ausprägung kann jedoch das Zusammenspiel gelegentlich erheblich erschweren. Und spätestens jetzt erhält die Bewertung doch wieder Bedeutung, denn jeder baut natürlich auf seine Erfahrung und Einschätzung, und macht diese dann meist auch verbal geltend. So war die Partie am Freitag immer wieder geprägt von leidenschaftlichen Diskussionen über Deckungsverhalten, Passwege und Dribbelversuche.
Die erste Viertelstunde versuchte das Schwabinger Team also nach dem urlaubsbedingten Personalwechsel sein Ballgefühl zu koordinieren, während die Münchner Turner sich unschlüssig zeigten, wie sie ohne Auswechselspieler über die Runden kommen sollten. So ergab sich ein zunächst entspannter Austausch des Spielgerätes. Nach und nach nahm die Aggressivität des MTV-Spiels zu und gab ihnen erste Gelegenheiten. Trotzdem fiel das 0:1 in der 22. Minute nach einer unglücklichen Abwehrleistung von Fritz und Jürgen ziemlich aus heiterem Himmel.
Enttäuschung ist eine Emotion. Wut wäre auch eine, aber die Schwabinger haben in der Vergangenheit gelernt, dass Wut (genauso wie Euphorie) ein schlechter Ratgeber ist. So versuchten sie es statt dessen mit kontrollierter Offensive. Allerdings gab es bis zum Halbzeitpfiff keine Ergebnisänderung und auch die ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte brachten nichts berichtenswertes.
Dafür sorgte der Rest der Partie für ein reiches Maß an Emotionen. Das 0:2 in der 41. Minute durch den MTV Spielmacher weckte endlich den Ehrgeiz und die Risikobereitschaft der Schwabinger. Das Spiel wogte her und hin, der körperliche Einsatz wurde ab sofort auf beiden Seiten intensiviert.
In der 44. Minute wurde zunächst das Team von der Guerickestraße belohnt. Reiner verkürzte auf Zuspiel von Martin abgebrüht zum 1:2 und schürte wieder Hoffnung. Ich kann jetzt nicht sagen, ob Hoffnung eine Emotion, ein Gefühl oder etwas damit, wer weiß wie, in Verbindung stehendes ist. Ich werde später nachschlagen.
Leider schlug in der 51. Minute das emotionale Pendel in die Gegenrichtung. Jürgen hatte bis dahin schon zweimal gegen den ziemlich draufgängerisch einsteigenden Mittelstürmer geklärt, als dieser wieder eine Ballsicherung mit Nachtreten korrigieren wollte, ohne dass ihn der Schiedsrichter zurückpfiff. Es kam zur Rangelei und Jürgens große innere Spannung und Leistungsbereitschaft (affektive Emotion) führte zu seinem Feldverweis, während der Verursacher mit dem Schrecken (kognitive Emotion) und einer Gelben Karte (dispositive Ungerechtigkeit) wegkam. In Unterzahl mussten die Schwabinger schließlich das 1:3 hinnehmen.
Am Ende stand das Gefühl der Traurigkeit. Doch selbst wenn Emotionen diesmal dem direkten Erfolg vielleicht im Wege standen, ohne sie gäbe es keine Entwicklung, keine Freude und keine Freundschaft. Das macht sie, selbst wenn wir sie ablegen könnten, in ihrer Gesamtheit unverzichtbar. Man muss sie allerdings aushalten.
Jürgen (T), Bernd, Eric, Fritz, Günter, Martin, Reiner (1), Willi
Wikipedia: „Hoffnung (...) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintritt (...)“.
Na, dann hoffen wir mal auf die positive Kraft der Emotionen für die beiden letzten Saisonspiele.
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| 2011 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 |
SG Lohhof / Schleißheim | 3:2 | 1:5 | 4:1 | 3:1 | 2:2 | 0:2 |
SF Aying | 2:6 | 3:7 | 3:4 | 2:4 | 1:6 | -:- |
SV Berufsfeuerwehr | 2:2 | 1:3 | 1:3 | 0:4 | 4:1 | -:- |
FC Bayern | 0:6 | 0:11 | 0:6 | 4:4 | 1:10 | 1:6 |
FC Hertha | 3:1 | 1:4 | 1:3 | 2:0 | 1:1 | 5:3 |
SV Waldeck | 2:0 | 0:5 | 2:7 | 2:5 | 4:4 | 5:3 |
FC Eichenau | 2:1 | 1:4 | 1:8 | 1:5 | 1:2 | 1:4 |
SG BMW | 1:1 | 1:4 | 3:7 | 3:3 | 0:2 | 4:0 |
Sentilo Blumenau | 1:1 | (0:0) | 5:2 | 1:1 | 3:1 | 1:4 |
SpVgg Feldmoching | 3:0 | 1:2 | 7:0 | 3:1 | 2:0 | 6:1 |
SV Stadtwerke | 1:2 | 2:9 | 0:4 | 0:7 | 1:4 | 0:2 |
Gehörlosen SV | 4:3 | 7:2 | 4:1 | 2:2 | 4:1 | 4:2 |
TSG Pasing | 0:4 | 0:6 | 3:1 | 1:2 | -:- | -:- |
SpVgg Unterhaching | 2:9 | (0:0) | 1:8 | 5:3 | 2:5 | 1:3 |
MTV München | 1:3 | 0:13 | 2:5 | 1:8 | 1:6 | 0:2 |
Punkte | 21 | 5 | 15 | 16 | 15 | 15 |